Zu Zeiten des demographischen Wandels, eines sinkenden Rentenniveaus und einer Politik, deren Maßnahmen völlig an den Problemen vorbeigeht, ist es scheinbar ziemlich berechtigt, nicht mehr an eine Rente zu glauben.

Die im Koalitionsvertrag der „GroKo“ festgehaltene „Mütterrente“, sowie die „Rente mit 63“ verhilft zwar einigen Menschen zu einer höheren Rente – natürlich, immerhin kostet das ganze ja auch mehrere Milliarden – geht aber an denjenigen vorbei, die aktuell nur die Grundsicherung bekommen, oder keine „vorbildliche“ Erwerbsbiographie vorweisen können. Also genau an denen, die das Geld brauchen.

Nun soll man als Elternteil für Kindererziehungszeit bei Kindern, die vor 1992 geboren wurden, einen Entgeltpunkt mehr auf die Rente angerechnet bekommen. Diese hinzugekommenen Punkte bleiben aber nicht neben der Grundsicherung bestehen. Somit bekommen diejenigen, die aktuell nur ebendiese als Rente bekommen, keinen Cent mehr.

Bei der „Rente mit 63“ sieht es ähnlich aus: Um ohne Abschlag zwei Jahre früher in Rente gehen zu können, muss man unter anderem 45 Jahre lang Beiträge gezahlt haben. Leute, denen 45 Entgeltpunkte angerechnet werden, laufen meistens sowieso nicht Gefahr unter Altersarmut zu leiden. Die Möglichkeit für diese, abschlagsfrei früher in Rente zu gehen, könnte aber dazu anregen vermehrt früher mit dem Arbeiten aufzuhören. Das bedeutet dann im Umkehrschluss auch weniger Beitragszahler*innen, was bei entsprechender Menge eher zu einem weiteren Abfall des Rentenniveaus führt. Heißt also, dass diese Maßnahme an den Problemen des armen Teils unserer Bevölkerung nicht nur nichts ändert, sondern sie vielmehr sogar verschärfen könnte.

Was ist dann die Alternative? Auch wenn das alles ziemlich unübersichtlich und undurchschaubar scheint, ist die Lösung vielleicht ganz einfach: Eine klare Rückkehr zur ausschließlichen Umlagefinanzierung.

Wenn der Staat private Rentenversicherungen subventioniert (wie beispielsweise bei der Riester-Rente), zwingt ihn das in die Abhängigkeit von Banken. Wer garantiert denn, dass die Bank bis zum Renteneintritt der*desjenigen nicht pleite ist? Sollte das der Fall sein, muss der Staat das Geld auszahlen. Aufgrund von Inflation kann der Geldwert außerdem so schwanken, dass es sich kaum rechnet, in kapital-finanzierte Altersvorsorge zu investieren. Diesen „Luxus“ können sich des Weiteren zumeist nur diejenigen leisten, die sich in guten Arbeitsverhältnissen befinden, also von Altersarmut nicht bedroht sind.

Eine Möglichkeit, der Altersarmut wirklich den Kampf anzusagen, wäre beispielsweise eine Grundrente, ähnlich dem bedingungslosen Grundeinkommen. Oder alternativ zumindest den aktuellen Rentenwert, welcher die Höhe der Rente neben den selbst erwirtschafteten Entgeltpunkten beeinflusst, flächendeckend anzuheben. Das würde nicht nur einzelnen, sowieso schon relativ gut gestellten Bevölkerungsgruppen einen Vorteil verschaffen (auch wenn sich das auf Wahlplakaten scheinbar ziemlich gut macht), sondern tatsächliche Solidarität schaffen.

 

von Katharina Weiler