Jeder der sich halbwegs mit Politik befasst, der kennt diese Menschen: sie kommen jung und dynamisch, sind smart und haben’s scheinbar faustdick hinter den Ohren – eine neue Generation, neue Hoffnungsträger. Auf kommunaler Ebene arbeiten sie sich hoch, bekommen einen Namen. Logisch, dass die Wählerschaft dann Vertrauen in diese ‚neuen‘ Politiker setzt. Alles, was den einfachen Bürger und nicht politisch Engagierten so frustriert ist bei den ‚jungen Wilden‘ anscheinend nicht vorhanden. Korruption, Treuelosigkeit und reine Geldgier – drei Eigenschaften die für viele Menschen sinnbildlich Politiker beschreiben. Der jugendliche Idealismus ist längst verflogen, die Identifikation mit dem eigenen Programm war nur eine Phase und das Treuebekenntnis zur Partei machte man nur in den guten Zeiten als Imagekampagne. Wenn die Politik sich dann noch wundert, warum sie doch so unbeliebt beim Volk ist, dann ist es längst zu spät – dann hat sie ihre Identität verloren. Trugbilder gibt es zu Hauf, doch warum passiert es immer wieder, dass idealistische Jungsporne mit fortlauf der Karriere mit ihrer Identität brechen? Werden sie Opfer des Systems, dass sich mittlerweile so etabliert hat, dass man keine andere Wahl hat? Werden sie so unter Druck gesetzt, dass sie nur auf diesem Wege Karriere machen können? Gibt es überhaupt einen Weg seine Identität zu wahren? Zweifelsohne ist es als (noch) Außenstehender leicht zu sagen, dass man selbst es ganz anders angehen würde. Es kann schon sein, dass etwas daran dran ist, dass der jugendliche Idealismus mit der Zeit abnimmt. Aber ist er denn so schlecht? Ist es so schlimm in seiner Jugend noch zu träumen und ein wenig naiv zu sein? Ich wage es eine höchst gewagte These in den Raum zu stellen: Würden alle Politiker mit dem jugendlichen Idealismus ausgestattet, dann wäre die Welt eine bessere. Korruption wäre kein Thema mehr, den Werte und Ziele sind für junge Idealisten noch ein hohes Gut. Pragmatisch denken – schön und gut, solange die Pragmatik nicht überhandnimmt. Denn wer zunehmend pragmatischer denkt und handelt, der entfernt sich auch immer weiter von seinen eigentlichen Ziel und Leitvorstellungen. Man bedenke: Nicht alles was praktisch ist, ist auch gut! Oder ist es etwa wertetreu, wenn ein grüner Politiker mit einem mit konventionellen Energien betriebenem Auto fährt, weil es bequemer ist? Zurück zur These muss man natürlich relativieren, denn eine Welt, die nur von Jugendlichen regiert wird, ist ein wenig weltfremd. Aber denken wir an den Kern der These: ein Politiker, der seinen Idealismus aufrecht erhält und somit seine Ziele über Geld setzt, der ist authentisch und bleibt ein Hoffnungsträger. Mit Hoffnungsträgern bleibt auch Hoffnung, das ist logisch. Solange diese Hoffnung bleibt, solange haben auch Wähler noch die Motivation wählen zu gehen und so die Welt ein klein wenig besser zu machen. Es bedarf Authenzität. Idealismus ist der Schlüssel dafür.

 

Autor: Fabian Jaskolla