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Das Bild hat Julia gemacht. Zu sehen ist die Fluke eines Pottwals. Ich hab keine guten lizenzfreien Pottwal-Bilder gefunden, wenn ihr aber wissen wollt wie die Tiere aussehen, findet ihr ganz viel. 

Vor wenigen Tagen veröffentlichte das Dominica Sperm Whale Project seine neusten Erkenntnisse zu der Kommunikation von Pottwalen. Pottwale sind mit bis zu 20 Meter Länge die größten Zahnwale der Welt. Trotz ihrer Größe und ihrer Faszination sind sie sehr wenig erforscht und es gibt viele offene Fragen, die neuen Erkenntnisse des DSWP machen diese Tiere für mich noch unglaublicher. Sie kommunizieren über eine Art Morsecode, wobei sich sogar verschiedene Dialekte von Walen auf verschiedenen Routen abgebildet haben.

Erst einmal aber mehr zu Pottwalen allgemein. Obwohl Pottwale es durch „Moby-Dick“ zu weltweiter Berühmtheit gebracht haben, sind sie sehr schlecht erforscht. Das liegt größtenteils daran, dass Pottwale dauerhaft umherziehen und es sehr schwer ist, den Pottwalen um den ganzen Globus zu folgen, um Erkenntnisse über sie zu gewinnen. Den Namen Pottwal verdanken die Tiere im deutschen ihrer Kopfform die aussieht wie ein Topf (niederdeutsch Pott). Im Englischen heißen sie Spermwhale, was daher kommt das ihr Walrat und ihr Spermaceti-Organ damals fälschlicherweise für Sperma gehalten wurde. Sperma ceti ist Latein und bedeutet auf deutsch so viel wie Sperma eines Seeungeheuers. Die bekannten Fakten über Pottwale: Männchen werden 20 Meter lang und 60 Tonnen schwer. Weibchen dagegen nur knapp 12 Meter lang und 15 Tonnen schwer. Sie haben das größte Gehirn aller Tiere, können bis zu 80 Minuten und über 2500m tief tauchen und haben die niedrigste Geburtenrate von allen bekannten Tierarten. Während weibliche Tiere regelmäßig zusammen mit den Kälbern ihr Leben lang in Gruppen in der Nähe des Äquators bleiben, ziehen die männlichen Tiere alleine umher und kommen dabei bis an die Pole, kommen aber regelmäßig zurück und das nicht unbedingt um sich zu paaren, sondern einfach, um die Familie zu besuchen. Schon ihre Nahrungsquelle wirft die ersten spannenden Fragen auf. Pottwale sind Zahnwale, also sie jagen gezielt Beute und fangen diese mit ihren Zähnen. Es wurden Haie, Fische und Kraken in den Mägen von Pottwalen gefunden. Doch es wurden auch schon mehrmals Pottwale gefunden, die riesige Narben auf dem Körper hatten, die von Kämpfen mit Riesenkalmaren stammten, diese scheinen also auch auf dem Speiseplan von Pottwalen zu stehen. Gesunde ausgewachsene Pottwale haben außer dem Menschen keine Feinde. Junge oder kranke Tiere werden teilweise von großen Haien oder Schwertwalen getötet und zu Teilen verspeist. Schwertwale fressen regelmäßig aber nur die Zunge, das sind eben wahre Gourmets.

Nun zu den neuen Erkenntnissen über Pottwale, die das Dominican Sperm Whale Project vor der Dominikanischen Republik gewonnen haben. Sie haben über Monate Wale und deren Kommunikation mit Mikrophonen aufgezeichnet und ausgewertet. Dabei wurden klare Muster erkennbar. Es wird schon länger vermutet, dass Wale eine Sprache haben, sich innerhalb der jeweiligen Schule verständigen und Namen für einander haben, doch diese Erkenntnisse gehen weiter. Alle gefundenen Wale um die Karibik herum nutzen dieselbe Abfolge an, anders als bekannt klingenden, Klicklauten. Zweimal gleich und dreimal schnell 1+1+3. Egal welcher Wal, diese Laute klangen immer fast gleich, selbst wenn die Wale sich vorher noch nie begegnet sind. Dazu wurden innerhalb einer Familie 1+1+4 Klicklautabfolgen aufgenommen, der Familiendialekt wie die Forscher*innen ihn nannten. Ebenso wurden Abfolgen von fünf Klicklauten aufgenommen, die bei Pottwalen überall auf dem Globus bereits gehört wurden. Jedoch sind diese bei jedem Wal etwas unterschiedlich, mal schneller mal langsamer, diese Klickfolge ist individuell und steht für diesen einen Wal. Die Forscher*innen gehen davon aus, dass Wale sich weltweit verständigen können mit diesen drei Typen von Codes. Sie identifizieren ihren „Sprach-Clan“, ihre Familie und sich selber. Der Forscher Shane Gero, der das Projekt leitet, sagte, man müsse es sich vorstellen wie “Ich bin Shane, meine Familie ist Gero und ich bin Kanadier“. Der Familiendialekt, also der spezifische Code der Familie, scheint für die Wale sehr wichtig zu sein, da man auch an den regelmäßigen „Besuchen“ der Männchen eine wichtige Rolle der Familie feststellen kann. Die Forscher*innen wollen weiter forschen, wie Kälber zum Beispiel mit ihren Müttern kommunizieren, wie sie die Sprache erlernen, oder wie Wale darauf reagieren, wenn Codes von Band abgespielt werden. Auf diese Erkenntnisse müssen wir leider bis frühestens 2017 warten, aber ich bin gespannt, was da auf uns zukommt. Pottwale sind unglaublich faszinierende Tiere und es ist immer noch unklar, warum sie so lange tauchen können, wie sie mit ihren kurzen Flippern überhaupt so beweglich sein können und wie es sein kann, dass lebende Tiere entdeckt wurden, die scheinbar noch nie Zähne hatten. Doch mit diesen neuen Ergebnissen der Studie sollte einmal wieder klar werden, wie ähnlich uns diese Tiere sind. Ich bin nicht darauf eingegangen, was für ein Sozialverhalten die Tiere an den Tag legen, weil es auch hier viele ungeklärte Fragen gibt, aber klar ist, dass diese Tiere sich bewusst sind, wer zu ihnen gehört und auf wen sie aufzupassen haben. Pottwale gelten bis heute als gefährdete Art, weil sie damals durch den Menschen nahezu ausgerottet wurden. Diese Tiere sind uns viel ähnlicher als wir es uns eingestehen wollen und deswegen liebe ich sie so sehr.

Lukas