Mädchen*clique, Ladies*gruppe, Grrrl*gang. Egal, wie man sie nennt, wir kennen sie alle, sei es aus persönlicher Erfahrung oder auch schrecklich stereotypen Filmen und Serien. Und selten wird eine Form der menschlichen Beziehung so sehr belächelt wie die Frauen*freundschaft, die offenbar prinzipiell immer laut, sektschwanger und klischeehaft girly sein muss. Die Frage, die sich dabei stellen sollte ist, warum ist das so. Und warum zur Hölle ist es schlecht, wenn eine Gruppe Frauen* laut ist, gerne Sekt trinkt und sich für Mode interessiert?

Es gibt zwei Blickwinkel auf Frauen*freundschaften, die ich als immens kritisch empfinde. Die eine kommt von der Gesellschaft. Die Gesellschaft, die uns allen beibringt, dass Weiblichkeit und Femininität schlecht ist, stereotypisch feminine Interessen oberflächlich sind und auf gar keinen Fall irgendeine Form von Wert besitzen können. Der alltägliche sexistische Bockmist eben. Und genau dieser Bockmist ist es, der Gruppen von Frauen* nur allzu gerne als hohle gackernde Hühner porträtiert, die nichts im Kopf haben außer Männer*, Schuhe und Shopping. Männer*freundschaften sind aufregend, abenteuerlich und werden häufig auf eine Stufe mit Familie gestellt, Frauen*freundschaften werden hingegen immer nur oberflächlich betrachtet und stets liegt der Verdacht nahe, dass wir Frauen* uns zwar gerne zu Grüppchen zusammenglucken, im günstigen Moment aber sofort bereit sind, durch zickiges Gehabe und Gossip die anderen Frauen* niederzumachen. Wo kämen wir auch hin, wenn wir als tiefgründige Menschen mit Persönlichkeit angesehen werden würden, Menschen, die man nicht einfach so gegeneinander ausspielen kann.

Doch es gibt noch einen Blickwinkel, durch den Frauen*freundschaften gerne betrachtet werden und dieser Blickwinkel macht mir deutlich mehr Sorgen. Es ist der spöttisch-herablassende Blickwinkel der Frauen*, die immer wieder betonen, dass sie ja anders als die anderen sind. Sie seien ja nicht so wie diese Girlies, die immer zusammenhocken, nein, sie haben ja sowieso eigentlich fast nur männliche* Freunde, denn mit diesen Tussies haben sie natürlich absolut nichts gemein. Ich könnte kotzen. Nicht, weil es Frauen* gibt, die sich in Gegenwart von Männern* wohler fühlen, sondern weil es unfassbar bitter ist, wenn Frauen* das Gefühl haben, sich von anderen Frauen* und vor allem von stereotpisch femininem Verhalten abgrenzen zu müssen, um sich selbst aufzuwerten. Die Gesellschaft hat es geschafft, dass Frauen* nacheinander treten, um sich nach unten hin abzugrenzen. Je weniger stereotypisch feminin, desto besser. Und dafür darf man auf keinen Fall mit Frauen* befreundet sein, denn wir haben ja alle aus den Medien gelernt, dass wir uns immer an Männern* zu orientieren haben.

Ich sage, Schluss damit! Frauen* -bildet Banden! Hört auf, das Sozialisierungsverhalten anderer Frauen* abzuwerten, hört auf, so zu tun, als wären wir plötzlich cooler, wenn wir uns nicht für Nagellack interessieren und fangt an, euch gegenseitig zu empowern, egal ob ihr gerne Sekt trinkt, oder doch lieber Bier.

Und weil wir zu wenig schöne, ernsthaft dargestellte Frauen*freundschaften gezeigt bekommen, sollten wir die, die wir haben, besonders wertschätzen und laut schreiend in den Himmel loben. Ich mache da jetzt einfach mal den Anfang:

Ich habe drei Frauen*cliquen, in denen ich mich zuhause fühle und diese insgesamt vielleicht 15 Frauen* gehen mit mir durch dick und dünn. Mit allen drei Gruppen stehe ich durch diverse Social Media und Apps in ständigem Kontakt. Ich bin nie alleine, wenn ich es nicht sein möchte. Ich muss mich nie verstellen, ich kann laut und aufgedreht, oder auch traurig und deprimiert sein, diese wunderbaren Frauen* lassen mich nie fallen. Gleiches gilt umgekehrt natürlich genau so. Wir empowern uns gegenseitig auf eine Art und Weise, wie wir von anderen nie empowert werden. Oft teilen wir uns mit, wenn die Welt mal wieder kacke ist und wenn man einfach nicht mehr von fremden Männern* hören will, dass man ja ach so fickbar wäre, wenn man nur mal lächeln würde. Wir weigern uns, uns einreden zu lassen, dass unsere Freundschaften albern und affig sind, und wir wehren uns gegen die Klischees, mit denen wir als Frauen*gruppen behaftet werden. Ich fühle mich kaum irgendwo so sicher wie im Kreise meiner Freundinnen* und ich bin jederzeit bereit, alles für sie stehen und liegen zu lassen und im Zweifel in andere Ecke Deutschlands für sie zu fahren. Wir akzeptieren und lieben uns bedingungslos, jede einzeln, aber auch immer als ganze Gruppe.

Wir sind alle sehr unterschiedlich und uns in manchen Fällen trotzdem sehr ähnlich. Meine großartigen Freund*innen sind Fangirls, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Konzertgängerinnen, Lehrerinnen und Jobsuchende. Sie sind kreativ, gnadenlos ehrlich, bodenständig, katholisch, protestantisch, agnostisch und atheistisch. Sie sind lustig, ernsthaft, auf dem Boden geblieben und verrückte Träumerinnen. Sie sind hetero, queer, monogam oder auch eben nicht. Manche führen Beziehungen, andere sind gerne Single, einige sind auf der Suche und andere immer mal was dazwischen. Sie machen Komplimente und üben scharfe Kritik, sie sind zickig, stur und wunderbar. Sie essen Fleisch oder leben vegan und manche stehen einfach sehr auf Käse. Wenn wir uns sehen, trinken wir gerne Sekt, manchmal aber auch Tee, Bier oder gar nichts. Manchmal sind wir leise, meistens aber laut. Und das ist auch gut so. Denn diese Freundschaften sind großartig und das darf die Welt auch gerne mal mitbekommen.

https://www.youtube.com/watch?v=JYOPbpNSLVQ (Girl Gang- Kate Nash [FIDLAR Cover])