In ihrem Artikel hat Franca die Maßnahmen der Frauenförderung in der GRÜNEN JUGEND NRW scharf kritisiert. Tascha und Sebastian wollen in diesem Text ihre Meinung dazu wiedergeben.

Die GRÜNE JUGEND kämpft seit ihrer Gründung für eine Welt, in der es egal ist, welches Geschlecht ein Mensch hat, welchen sozialen Status die Eltern haben und welche Migrationserfahrung dieser Mensch hat. Dennoch leben wir in einer Gesellschaft, die von diesen Zielen leider noch weit entfernt ist. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es nach wie vor eine diskriminierte Mehrheit gibt, nämlich die Frauen*. Es gibt zahllose Punkte, an denen das festgemacht werden kann: Frauen* verdienen im Schnitt weniger als Männer*, Frauen* werden sehr viel häufiger Opfer von häuslicher Gewalt und sexuellen Übergriffen, Frauen* haben geringere Aufstiegschancen in Berufen und sind daher in Führungspositionen unterrepräsentiert. Dies alles hängt nicht damit zusammen, dass Frauen* von Geburt an schlechter qualifiziert sind. Im Gegenteil: Frauen* machen im Schnitt bessere Schulabschlüsse.

Die schlechteren Chancen von Frauen* im Beruf sind Folge von Rollenbildern, die wir alle im Laufe unserer Kindheit und Jugend erlernen sowie von indirekter rechtlicher Diskriminierung, die es leider nach wie vor noch gibt.

Will mensch jedoch die durch patriarchalische Strukturen entstandenen Rollenbilder über den Haufen werfen, ist vor allem eins wichtig: Sichtbarkeit. Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, damit sie als Vorbild für andere Frauen* fungieren können. Den Frauen*, denen immer wieder -direkt oder indirekt- klargemacht wird, dass sie sich mit weniger begnügen müssen. Dass sie einfach nicht so geeignet sind. Dass die Glasdecke, an die sie in ihrem Leben immer wieder stoßen, doch gar nicht real sei. Deswegen setzen wir uns für eine Quote in Vorständen und Führungspositionen ein. Und wenn wir diese Quote selbst nicht auch leben, sind wir unglaubwürdig. Doch es gibt noch mehr als genug andere gute Gründe für die Quotierung in unserem Verband:

1. kandidieren immer noch deutlich mehr Männer* auf Ämter als Frauen* (bei der letzten Landesvorstandswahl beispielsweise kandidierten acht Männer* und vier Frauen*)

2. ist die Quote auch ein Ansporn an uns selbst, mehr Frauen* für die Arbeit in unserem Verband zu gewinnen.
Oft wird behauptet, dass sogenannte „Quotenfrauen*“ sich auch nicht wohlfühlen würden, weil sie ein Amt nicht aufgrund der Qualifikation bekämen, sondern nur aufgrund der Quote. Dies ist schlicht falsch. Die letzte LMV hat gezeigt, dass Frauen* nicht einfach auf Frauen*plätze gewählt werden, nur weil sie Frauen* sind. Wir möchten an dieser Stelle die Qualifikation der Kandidatin nicht bewerten. Die Quote zeigt Frauen*, dass wir an sie glauben und dass wir ihnen die Chancen geben, die sie verdienen, auch wenn die Gesellschaft ihnen immer wieder Steine in den Weg legt. Auch deswegen glauben wir nicht, dass Männer* durch die Frauen*quote diskriminiert werden, denn für alle Ämter und Plätze gilt das gleiche Quorum.

Weitergehen

Frauen* sind nach Umfragen überdurchschnittlich politisch interessiert. Dennoch sind sie in Parteien, Räten und Parlamenten immer noch unterrepräsentiert. Dies zu ändern muss auch unsere Aufgabe sein! Dabei reichen Quoten alleine offensichtlich nicht aus. Deswegen haben wir in der GRÜNEN JUGEND NRW Frauen*förderungsprogramme wie das Junge Frauen Programm, was in den letzten Jahren sehr erfolgreich war. Aber es reicht nicht aus, bei dem stehen zu bleiben, was wir haben. Viele Frauen* brauchen unsere aktiv gelebte Frauen*förderung, weil ihnen in der Gesellschaft viel zu wenig gesagt wird, dass sie begabt und verdammt noch mal gut genug sind. Sie sind es gewohnt, die zweite Geige zu spielen, die Fleißaufgaben zu machen, für die es meist viel zu wenig Annerkennung gibt und im Zweifel einen Schritt zurück zu treten, um einem Mann* die Show zu lassen.
Es wird oft genug behauptet, Quoten würden Männer* diskriminieren, die dann frustriert der Grünen Jugend den Rücken zukehren. Die meisten Männer* in der Grünen Jugend bezeichnen sich jedoch selbst als Queerfeministen und unterstützen die Quote. Queerfeminismus ist einer der Grundpfeiler der Grünen Jugend und die Quote gehört nunmal dazu. Anfangs mögen einem unsere Formen der Frauen*förderung zwar seltsam vorkommen, doch wenn man(n) erstmal eine Weile dabei ist, wird schnell klar, dass Männer* nicht automatisch diskriminiert werden, wenn sie mal nicht ganz selbstverständlich 100% von etwas haben können, sondern eben nur maximal 50%. Und wer wirklich nicht ertragen kann, dass Männer* in der Grünen Jugend nicht die gleichen Privilegien genießen wie da draußen im Rest der Welt, muss eventuell auch mal darüber nachdenken, ob die Grüne Jugend wirklich der richtige Ort für einen ist. Wir hassen Männer* nicht. Wir wollen sie auch nicht diskriminieren. Es nur einfach höchste Zeit, dass Frauen* auch einen Teil der Bäckerei bekommen.