Ein Gastbeitrag von Florian aus Aachen.

 

Eine Stunde vor Eröffnung der Kasse geht die Schlange für die Tagestickets schon bis weit vor die Tür. Ich bin extra früh aufgestanden für einen Workshop, den ich spannend fand, bei dem ich dann aber das meiste nicht verstehe.

Das Motto des Kongresses des Chaos Computer Clubs (kurz CCC) ist “Gated Communities”. Da ist es wohl passend, dass am Eingang die Bändchen kontrolliert werden und die Tagestickets quasi mit Öffnung der Kassen ausverkauft sind.

Ich habe aber zum Glück ein Ticket für den ganzen Kongress. Es ist das Jahrestreffen aller Hacker, Nerds und Geeks.

In den beiden unteren Stockwerken sitzen viele Menschen vor ihren Laptops an Tischen und arbeiten sehr beschäftigt. Dazwischen stehen neuste technische Geräte wie 3D-Drucker oder “Hoverboards”, oder auch selbstgebaute Spielereien wie kreative LED-Schilder.

Weiter oben ist es gemütlicher. Menschen sitzen auf Tetris-Steinen und unterhalten sich oder checken Mails. Es gibt dieses Jahr zum ersten Mal auch Unisex-Toiletten und einen Stand mit veganem Essen.

“Gated Communities” also. Der CCC meint damit natürlich zunächst einmal geschlossene Computernetze, wie Facebook. Aber in diesem Jahr geht es natürlich auch um Flüchtlinge. Die Freifunk-Initiativen, die auch Flüchlinge mit Internet versorgen, sind sehr präsent.

Am ersten Abend gibt es ein Theaterstück mit dem Titel “Asyl-Dialoge”. Es werden die schrecklichen Geschichten von vier Geflüchteten erzählt. Die wörtlich wiedergegebenen Berichte ihrer Erlebnisse sind für mich nur schwer zu ertragen. Das Stück endet mit einer Art “Happy End”, als Freiwillige 34 Abschiebungen mit Sitzblockaden verhindern. Nicht mehr erzählt wird, warum die Liste Mitte 2015 endet. Die auch von den Grünen mitbeschlossenen Asylrechtsverschärfungen, erlauben den Ländern nicht mehr, Abschiebungen anzukündigen.

Genauso wenig aufmunternd ist der Bericht über die französischen Sicherheitsgesetze am nächsten Tag. Diese haben wir ja bei den Protesten zur COP21 selbst zu spüren bekommen. Die Handy-Durchsuchungen an der Grenze waren tatsächlich Teil der Notstandsgesetze.

Deutlich aufbauender ist die Sondervorführung des Films “Democracy” über die Arbeit von Jan Philipp Albrecht zum neuen Datenschutzgesetz im Europaparlament. Nach dem Film beantwortet Ralf Bendrath, der wissenschaftliche Mitarbeiter von Jan Philipp Albrecht im Europaparlament, noch die Fragen des Publikums.

Auch der Vortrag von Markus Beckedahl zu den “Landesverrat”-Ermittlungen ist ziemlich positiv. Markus Beckedahl beschreibt die Fehler der Generalbundesanwaltschaft und glücklichen Zufälle, die nicht nur ihn und seine Redaktion vor weiteren Repressionen schützen, sondern auch eine breite Medienöffentlichkeit zu diesem Thema herstellen und eine ungeahnte Solidarisierung für Pressefreiheit ermöglichen.

Besonders interessant ist auch ein Workshop zu Konsensdemokratie von Uwe von Premium Cola. Bei diesem hören wir eine Einführung zur Entscheidungsfindung, bei der jede*r ein Veto-Recht hat und diese danach selbst anhand einer fiktiven Verteilung von Wg-Zimmern ausprobiert. Informationen zu diesem Workshop gibt es auch unter http://www.premium-cola.de/kollektiv/workshop .

Ein großes Thema auf dem Kongress ist auch der Umgang mit Fehlern und Scheitern. Dazu empfehle ich, sich den Vortrag “G’scheitern” über die Lehren des Improtheaters anzuschauen. Alle Vorträge findet man in der Mediathek des CCC unter https://media.ccc.de/c/32c3. Es lohnt sich, dort nach weiteren interessanten Beiträgen zu schauen. Viele sind ohne technisches Vorwissen gut verständlich.

Nun aber zur Computersicherheit. Das ist ja schließlich das eigentliche Hauptthema des CCC. Ich gehe in einige Vorträge, in denen es darum geht, Verschlüsselung benutzbarer zu machen. “Let’s encrypt” macht das Verschlüsseln von Internetseiten mittels https einfacher, in “The Magic World of Searchable Symmetric Encryption” geht es darum, so zu verschlüsseln, dass man das Ergebnis immer noch durchsuchen kann und der “Internet Cube” versucht, es einfach zu machen, die eigenen Daten zu Hause statt in der Cloud aufzuheben.

Damit bin ich jetzt auch bei dem eigentlichen Grund, warum ich diesen Bericht schreibe. In diesen Vorträgen wird immer zum Schluss gesagt, man solle Menschen zeigen, wie man diese Technologien benutzen kann. Das möchte ich gerne tun. Ich nehme mir hiermit also vor, regelmäßig für die Krass über Verschlüsselung und ähnliche Dinge zu schreiben. Diese Serie soll konkret dabei helfen, sich gegen Überwachung zu schützen, aber mehr sein, als einfache Anleitungen. Sie soll alle Hintergründe erläutern, die notwendig sind, um Verschlüsselung sicher einzusetzen, ohne dabei zu tief in die Mathematik im Hintergrund einsteigen.

Ich hoffe, dass es mir gelingen wird einige von euch von Verschlüsselung begeistern zu können. Vielleicht sehen wir uns dann ja sogar nächstes Jahr auf der 33c3.

 

** Gated Communities sind geschlossene Wohnkomplexe mit verschiedenen Zugangskontrollen. Im Kontext der Netzpolitik steht der Begriff für Dienste und Plattformen bei denen der Zugang durch ein Unternehmen alleine kontrolliert wird.