Der schreckliche Anschlag in Paris hat uns in der Redaktion alle erschrocken. Wir sind betroffen und wünschen den Verletzten eine gute Genesung und sind mit unseren Gedanken bei den Angehörigen und Freund*innen der Ermordeten.

Nachdem die ersten Stunden nach dem Anschlag vorbei sind, beginnt der normale zynische Zirkus der Politik. Politiker*innen aus konservativen und anderen rechten Parteien fordern von unseren muslimischen Mitmenschen ein, sich vom Terror zu distanzieren, oder verkünden, dass der Islam aus Deutschland verschwinden müsse. Polizei und Innenminister werden mehr Überwachung fordern, um Terroranschläge wie den in Paris verhindern zu können. Linke werden darauf hinweisen, dass es an anderen Orten der Welt jeden Tag auch schlimme Anschläge gibt. Es ist immer wieder das Gleiche.

Ein bisschen nachdenken und Zeit lassen täte der politischen Debatte in einer solchen Situation gut.

Terroranschläge lassen sich nicht verhindern, ohne alle Menschen unter Generalverdacht zu stellen und flächendeckend zu überwachen. Selbst dann wird es zu Gewalttaten kommen. Genauso absurd ist es, von Muslim*innen eine Distanzierung vom Terror einzufordern. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Kirche sich offiziell von Anders Breivik, dem selbsternannten Templer, der das christliche Abendland verteidigen wollte, distanziert hat. Geschweige denn, dass es Forderungen gab, dass Christ*innen sich von ihm distanzieren sollen. Es waren Menschen, die in Paris gemordet haben. Menschen, die Gewalt und Hass gelernt haben und so gegen andere Menschen aufgehetzt wurden.

Auch bei uns gibt es Menschen, die versuchen, Ängste in Hass zu verwandeln und damit leider auch erfolgreich sind, wie die zahllosen Terroranschläge auf Unterkünfte Geflüchteter zeigen.

Aber die CSU nutzt die Anschläge von Paris aus, um auf ekelhafte Art und Weise Stimmung gegen die Menschen zu machen, die vor dem Terror des IS in Syrien und dem Irak fliehen. Auch Polizeifunktionäre versuchen, die Anschläge für ihre Forderung nach mehr Überwachung zu nutzen.

Ich weiß nicht genau, was gegen Terror hilft, aber Hass und das Aufgeben von Freiheit hilft mit Sicherheit nicht. Wenn wir jetzt panisch anfangen, Grund- und Menschenrechte einzuschränken, hätte der Terror schon eines geschafft: Er hätte unsere Solidarität und unser Vertrauen in die unveräußerlichen Rechte eines jeden einzelnen Menschen zerstört.

Deswegen trauert, wenn ihr trauern möchtet, betet, wenn ihr beten möchtet, aber hört bitte auf, den Terroranschlag für eure politische Agenda zu missbrauchen. Lasst denen, die Angehörige und Freund*innen verloren haben, die Zeit Abschied zu nehmen und denen, die verletzt sind, aber überlebt haben, die Zeit, wieder gesund zu werden.

Sebastian