von Sebastian Klick

In dem Beitrag von Marvin, zitiert er eine Studie, nach der 72% der Aussage zustimmen, dass die USA als Wegwerfgesellschaft ein abschreckendes Beispiel für die Welt sind. Diese Aussage wird als Beleg für den Antiamerikanismus der deutschen Gesellschaft gewertet. In der gleichen Umfrage sind aber 57% der Befragten der Ansicht, dass man sich wenn es darauf ankäme auf die USA verlassen könne. Bei der Frage nach der Zusammenarbeit mit anderen Staaten landen die USA sogar noch vor Frankreich auf Platz 1. Auch andere Aussagen aus der Studie sind für mich kein Zeichen für zunehmenden Antiamerikanismus in der breiten Bevölkerung. Auch ich bin der Meinung, dass es Staaten gibt die sich stärker für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte einsetzen als die USA, auch ich denke dass die Vereinigten Staaten von Amerika kein uneingeschränktes Vorbild für uns oder andere Staaten sind. Bin ich deswegen antiamerikanisch?

Aus meiner Sicht, handelt es sich bei den Fragen der Studie um konkrete Punkte, die an der US-amerikanischen Politik kritisiert werden können. Eine Kritik am massiven Verbrauch fossiler Ressourcen in den USA ist ebenso legitim, wie Kritik an der Außen- und Menschenrechtspolitik der US-Regierung. Ein Vorbild für die Welt, können die USA auch deswegen nicht sein, da eine derart CO2-intensive Wirtschaft das Ökosystem Erde zum Kollaps bringen würde, wenn alle Staaten so wirtschaften würden. All dies sind Punkte die kritisiert werden dürfen, und aus junggrüner Perspektive auch kritisiert werden müssen. Diese Kritik aber in die Ecke des Antiamerikanismus zu rücken ist falsch und führt am Ende zu einem (unbewussten) Maulkorb für alle, die berechtigte Kritik an der Politik und Wirtschaftsweise der USA äußern. Wer Kritik äußern möchte, überlegt erst, ob er dadurch vielleicht schon Antiamerikanist ist und lässt es bleiben.
Gerade diejenigen, die in Verschwörungstheorien die USA für alle übel in der Welt verantwortlich machen, werden dadurch gestärkt, da sie Antiamerikanismus in einer solchen Definition zu Recht als Totschlagargument betrachten können. Gerade deswegen ist es notwendig bei diesen Bezeichnungen sauber zu argumentieren und auf die eigenen Quellen zu achten. Denn natürlich gibt es einerseits einen gewissen Chauvinismus, der „unsere deutsche (europäische, christliche, christlich-jüdische etc.) Kultur“ über andere „Kulturen“ stellt. Zudem gibt es gegenüber US-Amerikaner*innen gewisse Vorurteile (wie auch gegenüber Griech*innen, Araber*innen, Spanier*innen usw.). Hinzu kommt aber auch die Rolle der USA in Verschwörungstheorien. Dort werden die USA besonders oft als Quelle des Schlechten in der Welt gebrandmarkt. Dies ist natürlich quatsch. Gefährlich wird es dann wenn dieses Bild der Lösung von Konflikten im Weg steht, dazu genutzt wird von eigenen Problemen oder eigener Beteiligung an Unrecht abzulenken, oder Gewalt gegen (vermeintlich) amerikanische Einrichtungen zu legitimieren. Ein Beispiel für die Ablenkung von eigener Beteiligung ist sicher die deutsche Debatte über die Enthüllungen von Edward Snowden. Hierbei stört mich vor allem die fehlende Aufklärung und Debatte über die Beteiligung des BND. Selbst der Untersuchungsausschuss des deutschen Bundestages wird scheinbar unter Druck gesetzt möglichst wenig aufzuklären.

Alles in allem bleibt festzuhalten: Ja es gibt einen Antiamerikanismus. Ja es kann auch passieren, dass er gefährliche oder zumindest unschöne Folgen hat.
Doch ich glaube, dass dies genauso für das Feindbild Russland oder die Vorurteile gegenüber „den Griechen“ gilt, die von einigen Medien geschürt werden. Deswegen gilt für mich: Das Problem sind Nationalismus und Verschwörungstheorien und nicht Kritik an mangelndem Umweltbewusstsein.

Bild von Ingo Meironke
Gefunden auf www.flickr.com