Am 22.11.2014 maschierten Nazis in Remagen auf, um den „Deutschen Toten in den Rheinwiesenlagern zu gedenken“.

Die Rheinwiesenlager waren Kriegsgefangenschaftslager der Alliierten. Die 1.000.000 Toten, die von den Nazis propagiert werden, sind faktisch falsch. Nach seriösen Rechnungen von zum Beispiel dem Militärhistoriker Rüdiger Overmans liegt die Anzahl der Verstorbenen in den Rheinwiesenlagern zwischen 5.000 bis 10.000.

Die Nazis gedenken an der schwarzen Madonna, einer Skulptur, die von einem ehemaligen Insassen der Rheinwiesenlager stammt. Sie soll an die deutschen Toten des 2. Weltkriegs in Kriegsgefangenschaft erinnern. Was es für die Nazis interessant macht, ist, dass die Gedenkstätte wirklich NUR den deutschen Opfern gelten soll. Diese Art von Geschichtsrevisionismus ist in der Remagener Gesellschaft leider akzeptiert. Darüber wird es in diesem Artikel jedoch nicht weiter gehen; genauere Informationen können beim Bündnis NS Verherrlichung stoppen in Erfahrung gebracht werden.

Am 22.11.2014, dem Tag des Naziaufschmarsches, fanden viele Aktionen in Remagen statt. Neben der Demonstration vom Bündnis NS Verherrlichung stoppen und der Kundgebung in der Nähe der Naziroute vom Bündnis Remagen Nazifrei, um die es in den Bericht hauptsächlich gehen wird, fand auch noch eine „Meile der Demokratie“ mit Bühnenprogramm vom Bündnis für Demokratie und Frieden statt. Außerdem wurde an der schwarzen Madonna am Morgen eine Andacht gehalten und die Kapelle um die schwarze Madonna wurde komplett verhüllt. Die Naziroute wurde mit Plakaten geschmückt und nach dem Vorbild von Rechts gegen rechts wurden für jede*r Demoteilnehmer*in der rechtsradikalen Demonstration 10 Euro an Exit Deutschland gespendet.

Um 10:00 Ihr hat sich die Demonstration von NS-Verherrlichung stoppen gesammelt. Es waren ca. 600 Antifaschist*innen anwesend. Gegen 11:30 startete die Demonstration in Richtung des Geländes der Fachhochschule Remagen, wo die Kundgebung von Remagen Nazifrei angemeldet war. Die Demonstration verlief friedlich und es gab keinerlei Provokation der Polizei. So gegen 13:00 Uhr endete die Demonstration auf der Kundgebung von Remagen Nazifrei. Dort gab es eine Bühne und eine „VoKü“, die Naziroute war direkt in Sichtweite, jedoch trennten die Route und die Kundgebung Hamburger Gitter und ein Großaufgebot der Polizei. Im Laufe der Kundgebung kam es in Remagen immer wieder zu einzelnen Blockadeversuchen, die u. a. wegen massiven Einschreitens der Polizei nicht erfolgreich waren. Gegen 14:15 marschierte der Demonstrationszug der Rechten an der Gegendkundgebung von Remagen Nazifrei vorbei. Sie wurden von 600 Gegendemonstrant*innen begrüßt und zur musikalischen Abrundung spielte die Bühne in hoher Lautstärke „Raven gegen Deutschland“. Laut Polizeiberichten flog vereinzelt Obst auf die Demonstration der Rechten, es wird auch von anderen Gegenständen gesprochen. Die Polizei sah dies als Anlass, die großteils friedliche Gegenkundgebung gewaltsam und ohne Vorwarnung zu stürmen. Gegendemonstrant*innen wurden weit in das Gelände zurückgedrängt und mit Schlagstöcken geschlagen. Dabei kam es zu bislang bekannten 21 Verletzungen, von denen 16 direkt durch Polizeigewalt verursacht wurde. Der Anmelder von Remagen Nazifrei beendete zu seiner eigenen Sicherheit die Kundgebung.

Danach zogen viele Antifaschist*innen selbstorganisiert wieder Richtung Bahnhof, um die Nazis auf ihren rückweg zum Banhof zu „begleiten“. Es kam zu mehreren Platzverweisen und Verhaftungen, der Großteil ohne ersichtlichen Grund. Nach einigen Schwierigkeiten beim Abbau zog eine Spontandemo vom Gelände der Fachhochschule wieder zurück zum Bahnhof. Vereinzelte antifaschistische Gruppen schafften es in die Nähe der Naziroute zu gelangen und zeigten erneut, was sie von ihnen hielten.

Die Abreise der Nazis dauerte fast eine Stunde, in dieser Zeit wartete der Großteil der Antifaschist*innen vor dem Bahnhof.

Gegen 18:00 Uhr war der Bahnhof wieder freigegeben.